Schachverband Württemberg e.V. –
Einzelmeisterschaften 2005

Abschlussbericht

Von Holger Namyslo – Mitglied im Verbandsspielausschuss

Neun spannende Schachtage, bestens organisiert von den Schachfreunden Jedesheim, sorgten für gute Stimmung bei den Teilnehmern und Zuschauern der WEM 2005. Eine nette »Brisanz« lag darin, dass diese Meisterschaften auf »bayerischem Boden« stattfanden. Aber der SV Jedesheim ist schon lange nicht mehr aus dem Bezirk Oberschwaben und dem Schachverband Württemberg wegzudenken. Das Team um Bernhard Jehle und Hans-Peter Kritzler (Vorstand des Gesamtvereins) leistete sehr gute Arbeit in der historischen Schranne und organisierten auch ein ansprechendes Rahmenprogramm. Höhepunkt war ein Schachabend mit dem Deutschen Meister Arthur Jussupow. Daneben gab es eine Besichtigung des Bienenmuseums, ein offenes Blitzturnier sowie eine Weinprobe.

Im Meisterturnier ging es um den Titel, aber auch um die Qualifikation zur Deutschen Einzelmeisterschaft. Dem nach acht Runden führenden Andreas Reuß reichte in der Schlussrunde ein Kurzremis zur erfolgreichen Titelverteidigung. Mit ebenfalls 6½ Punkten erlangte Dimitrij Anistratov vom Ausrichter Jedesheim die Vizemeisterschaft. Beide hatten das Turnier beherrscht und sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Aber es gab auch manche dicke Überraschung. Turnierfavorit und Rekordmeister Frank Zeller (SG Gmünd) gelang in diesem Turnier so gut wie gar nichts. Zwar konnte er in der Turniermitte einen schwer erkämpften Sieg gegen seinen Dauerrivalen Mathias Holzhäuer erzielen, wurde dann aber in den beiden Schlussrunden jeweils mit Schwarz von Reimund Lutzenberger (TG Biberach) und Winfried Haist (SG Schramberg) überrollt.

Da Dimitrij Anistratov aufgrund der Regeln des Deutschen Schachverbandes nicht für die Deutsche Meisterschaft spielberechtigt ist, rutscht der drittplatzierte Holger Namyslo (TG Biberach) nach. Durch Ihre Niederlagen in der Schlussrunde hatten Boris Latzke (SK Bebenhausen) und Thilo Kabisch (HP Böblingen) aufgrund der Buchholzwertung knapp das Nachsehen. Bislang einmalig in der Geschichte der Württembergischen Meisterschaften war die Teilnahme unseres Präsidenten Dr. Hans Ellinger. Gleich in der ersten Runde hatte er eine sehr ausrichtsreiche Stellung gegen Co-Sieger Anistratov, die dann aber doch nur zum Remis führte. Mit seiner Teilnahme setzte FM Dr. Ellinger in jedem Fall ein positives Zeichen für die WEM.

Auch die Jugend schlug sich sehr tapfer. Simon Behm (Ditzingen) war anfangs sogar in der Tabellenspitze zu finden, während Tobias Hirneise (Rommelshausen) dafür am Ende die Nase vorn hatte. Alexander Häcker spielte ein großartiges Turnier und hatten am Ende etwas Pech, dass es nicht zu mehr reichte. Der Shooting-Star der letztjährigen WEM – Norbert Hallmann – konnte allerdings in Illertissen nicht an seinen Vorjahreserfolg anknüpfen. Wer unglaubliche Partien sucht, dem sei empfohlen, die Partien von Schachfreund Josef Gabriel nachzuspielen. Alle Partien waren übringens bereits abends im Internet auf der Homepage des Schachverbandes abrufbar.

Hans-Michael Stiepan (Jedesheim) gewinnt das Kandidatenturnier mit 6½ Punkten knapp vor dem punktgleichen Roland Meyer (Vöhringen). Die beiden »Bayern« lagen von Anfang an gut im Rennen und konnten zum Schluss die Verfolger abschütteln. Dr. Sand (Sieger im KT vor zwei Jahren) hätte mit einem Sieg in der Schlussrunde noch aufrücken können, gab sich aber mit Remis zufrieden. Vadim Reimche hatte nicht damit gerechnet, in die Nähe eines Aufstiegsplatzes zu kommen, so schwach war der doch der Start. Mit einem Sieg in der Schlussrunde über den lange Zeit mitführenden Oliver Rothfuß wurde er aber doch noch der Vierter. Die weiteren Qualifikationsplätze für das nächste Meisterturnier gingen mit jeweils erreichten 5½ Punkten an Andreas Meschke und Gerhard Schuster. Nachwuchstalent Jens Hirneise spielte ein sehr gutes Turnier und landete zusammen mit Dr. Wolfgang Küchle nur knapp hinter den Qualifizierten. Festzuhalten ist gegenüber dem Vorjahr eine höhere Leistungsdichte im Kandidatenturnier.

Im Kandidatenturnier war dieses Jahr die Württembergische Frauenmeisterschaft integriert. Im Gegensatz zu den Herren war die diese offen ausgeschrieben. Leider war mit Ute Jusciak aus Wangen nur eine Teilnehmerin am Start. Zur Ehrenrettung der Frauen ist aber zu erwähnen, dass die Ausschreibung für ein separates Frauenturnier etwas zu kurzfristig erfolgte und einige Spielerinnen diese Woche nicht mehr einplanten konnten. Aber es soll künftig wieder ein richtiges Turnier für die Frauen werden. Ute Jusciak ließ sich jedenfalls nicht abschrecken und spielte ein sehr ordentliches Turnier. Der Tabellenstand täuscht etwas über ihre tatsächlichen Möglichkeiten in den einzelnen Partien hinweg. Leider war von vorne herein klar, dass sie die erste Runde nicht spielen konnte und eine längere staureiche Anfahrt stellte sich in Runde zwei als Handicap heraus, sonst hätte Routinier Hans Sax mit einer Figur weniger wohl aufgeben können. Ute Jusciak ist als Vorsitzende des SC Wangen und Frauenreferentin des Schachbezirks Oberschwaben in Sachen Schach sehr engagiert, was auch der Illertisser Zeitung nicht verborgen blieb. Fast täglich berichtete die Illertisser Zeitung sehr anschaulich über das Geschehen in der historischen Schranne.